Die Kühlerfigur eines Rolls-Royce ist wohl das markanteste und bekannteste Merkmal dieser Autos und gehört zu den Ikonen der Automobilindustrie. Seit 110 Jahren wird die im Volksmund „Emily“ genannte Kühlerfigur auf Modell von Rolls-Royce verbaut. Grund genug sich einmal mit der Gesichte dieser Ikone zu befassen.
Im Volksmund wird sie „Emily“ genannt; die offizielle Bezeichnung lautet „Spirit of Ecstasy“, was sich mit „Geist der Verzückung“ übersetzen lässt. In diesem Artikel gehen wir ein wenig auf die Geschichte und den Fertigungsprozess ein und beschließen das mit einer kleinen Bildergalerie.
Geschichte Spirit of Ecstasy
Bemerkenswert ist, dass die Ursprünge dieser Ikone nicht auf den eigentlichen Erfinder Henry-Royce zurückgehen, sondern auf Lord Montagu der als einer der Pioniere der britischen Automobilgeschichte gilt. Es war zu der Zeit in Mode sein Auto mit einer Kühlerfigur zu versehen. Als Gründer und Herausgeber des Magazins „The Car“ beschäftigte er einen eigenen Illustrator Namens Charles Skyes. Montagu beauftragte Sykes eine Figur für seinen Rolls-Royce zu erschaffen. Dieser fertigte eine Bronzestatue einer jungen Frau in flatternden Gewändern, die er „The Whisper“ nannte.
Ein kleines pikantes Detail: Modell für die Skulptur stand Eleanor Thornton, die Sekretärin und gleichzeitig, die geliebte des Lords war.
Es wird berichtet, dass Henry Royce die Kühlerfiguren auf seinen Autos nicht mochte, weil er sie für modischen „Schnick-Schnack“ hielt der die Linien des Fahrzeugs störte.
Tatsächlich haben andere Besitzer von Rolls-Royce ihre Wagen mit profanen und frivolen Kühlerfiguren ausgestattet, die dieser neuen Mode mit weniger Stil folgte.
Aus diesem Grund beauftragte der Rolls-Royce Generaldirektor Claude Johnson Skyes im Jahr 191 damit ein „offizielle“ Kühlerfigur zu entwerfen um das Unternehmen von den anderen „unansehnlichen“ Ergänzungen zu schützen. Dieser Auftrag wurde an Skyes herangetragen, der die bereits vorhanden Skulptur „The Whisper“ behumtsam neu interpretiert hat zu der heute weltweit bekannten Form der „Spirit of Ecstasy“.
Das Design wurde 1911 als geistiges Eigentum des Unternehmens eingetragen und wurde sowohl zu einem bestimmenden Merkmal der Marke Rolls-Royce als auch zu einem der berühmtesten, ikonischsten und begehrtesten Embleme der Welt. Ursprünglich war die Spirit of Ecstasy statuarische sieben Zoll (ca. 18 cm) groß, heute ist sie nur noch zierliche 9,5 cm hoch.
Fertigungsprozess Spirit of Ecstasy
Bis 1999 wurden die Figuren im Wachsausschmelzverfahren hergestellt, das über 5.000 Jahre zurückreicht. Erstaunlicherweise hat Charles Sykes selbst, unterstützt von seiner Tochter Josephine, bis 1939 jeden Spirit of Ecstasy persönlich gegossen, beschriftet und fertiggestellt.
In Vorbereitung auf die Markteinführung des Phantom im Jahr 2003 verjüngte die BMW Group die Spirit of Ecstasy durch die Einführung des modernen Feingussverfahrens in Zusammenarbeit mit einer Spezialfirma in Southampton, England.
In einem ersten Schritt wurde das Original der Spirit of Ecstasy digital „gemappt“, d.h. einzelne Details wurden bearbeitet und verbessert, um ein perfektes dreidimensionales Computerbild zu erstellen. Um sicherzustellen, dass auch die feinsten Details präzise nachgebildet wurden, wurde die Spritzgussform von erfahrenen Handwerkern mit nur 0,2 mm großen Fräsern geformt. Mit diesem Gusswerkzeug wurde ein hochpräzises Wachsmodell der Figur hergestellt, das anschließend mit Keramik beschichtet wurde. Nachdem diese Beschichtung getrocknet war, wurde das Wachs weggeschmolzen und hinterließ eine perfekte Form, aus der der neue Abguss genommen wurde.
Jede Figur wird hergestellt, indem die Form mit geschmolzenem, rostfreiem Stahl bei einer Temperatur von 1600°C gefüllt wird. Sobald der Stahl abgekühlt ist, wird die Form geöffnet, um die Spirit of Ecstasy in ihrer ganzen Pracht zu enthüllen.
Die endgültige Verwandlung erfolgt in der Endfertigung durch ein Verfahren namens Peening. Das Gussteil wird mit Millionen von Edelstahlkugeln mit einem Durchmesser von nur 17 Tausendstel Zoll (0,04 mm) gestrahlt, um die Oberfläche zu polieren, ohne sie zu schleifen. Nach der Bearbeitung, einer abschließenden Hochglanzpolitur und strengen Qualitätssicherungskontrollen nimmt die fertige Figur ihren rechtmäßigen Platz über dem ikonischen Rolls-Royce-Kühlergrill ein.
Faszination Rolls-Royce Spirit of Ecstasy
Ich habe das Glück, dass ich sowohl im privaten wie auch in meiner Tätigkeit als Blogger verschiedene Rolls-Royce Modelle gefahren bin.
Im privaten Umfeld waren dies vor allem klassische Modelle. Schon dort ist der Blick über den Kühlergrill auf die Emily zur Straße etwas besonderes und diese Faszination ist bis heute geblieben.
In den letzten zwei Jahren hatte ich verschiedene aktuelle Rolls-Royce Modelle im Test.
- Rolls-Royce Ghost (Test) (Podcast)
- Rolls-Royce Dawn Black Badge (Test) (Podcast)
- Rolls-Royce Cullinan Black Badge (Test)
- Rolls-Royce New Ghost (Podcast)
Alle Modelle waren mit einem Head-Up Display ausgestattet und bei allen Fahrzeugen war dies stets das erste was ich ausgeschaltet habe um einen ungestörten Blick auf die Spirit of Ecstasy zu haben.
Bildergalerie Spirit of Ecstasy
Während der verschiedenen Testzeiträume haben sich einige Bilder der Kühlerfigur angesammelt und ich dachte der 110. Geburtstag ist ein schöner Grund diese noch mal gesammelt zu veröffentlichen.
Die Bilder sind wie so oft von Jonas Speck beim Test entstanden.