Als jemand der oft Langstrecke im Auto fährt, sind 880 km an einem Tag schon das obere Ende, dessen was man für einen Termin an einem Tag sinnvollerweise absolvieren sollte, aber trotzdem auch nichts ungewöhnliches.
Langstrecke und Elektroauto ist in meinen Augen nicht unbedingt die sinnvollste Kombination. Trotzdem wollte ich jetzt mal herausfinden wie es ist so eine Strecke an einem Tag in einem Elektroauto zu absolvieren.
Um am ende ein fundierte Antwort treffen zu können, habe ich sämtliche Fahr- und Ladezeiten und Streckendaten aufgeschrieben. Im folgenden gibt es meine Auswertung, meinen Fahrbericht den ich Live auf Twitter festgehalten habe, und auch eine erste Einschätzung und Kommentar.
Langstrecke Hinfahrt im Audi e-tron 55 sportback
Für die Hinfahrt habe ich mir vorgenommen, den Audi e-tron so zu fahren, wie ich glaubte, dass ein Elektroauto gefahren werden müsste: Möglichst schwache Beschleunigung und bei freigebender Autobahn eine Maximalgeschwindigkeit von 130 km/h. Für die Streckenplanung habe ich auf das System von Audi den e-tron Routenplaner gesetzt
Um es vorweg zu nehmen: ES WAR GRAUSAM
Gestartet bin ich morgens um 04:00 mit 100%. Wenn man morgens ausgeschlafen auf die Autobahn auffährt, möchte ich auch Strecke machen.
Leider wollte der Audi Routenplaner den ersten Stop schon nach 118km. Das wäre in meinen Augen auch nicht wirklich weiter Schlimm wenn mir da nicht bereits ein fataler Schwachpunkt der Elektromobilität aufgefallen wäre.
Langstrecke im Elektroauto: Das schlimmste ist der Kaffee
Um 5:17 ist die Auslage an den Autobahnraststätten noch nicht die frische Frühstücks-Theke, sondern eher das was so über die Nacht nachgelegt wurde. Deshalb habe ich mich für eine Bockwurst entschieden und als Kaffee gab es leider nur das absolut überteuerte Gesöff vom Dalmayer Automaten.
Um es kurz zu machen. Es macht keinen Spaß mit 130 km/h die meiste Zeit auf der rechten Spurt unterwegs zu sein.
Während der Hinfahrt habe ich schmerzlichst den Audi A6 40 Diesel vermisst den ich zuvor als Testwagen hatte.
Nach einem zweiten längeren Ladestopp mit halbwegs genießbaren Kaffee habe ich das Ziel mit einer ordentlichen Durchschnittsgeschwindigkeit von 107 km/h erreicht, wobei das nur die effektive Fahrzeit nicht die Reisezeit ist.
Keine Infrastruktur auf dem Land
Mein 4h dauernder Termin war zwar gut, aber mir ist sehr schmerzlich aufgefallen wie schlecht die Ladesinfrastruktur im ländlichen Raum ist, gerade im vergleich zu der doch mittlerweile ordentlichen auf der Autobahn. Die einzige öffentliche Ladestation an meinem Endziel war 25min zu Fuss (bei Regen) von meinem finalen Ziel entfernt und hatte auch nur eine Ladeleistung von 11kWh.
Hätte es am Zielort eine bessere Ladestation gegeben, hätte ich mit 100% Akku die Rückfahrt antreten können.
Rückfahrt mit voller Energie
Schon auf der Hinfahrt stand für mich fest, dass ich die Rückfahrt nicht so langsam fahren würde, egal wie viel mehr ich deshalb laden müsste.
Bis zu dem ersten Ladestopp hatte ich eine Richtgeschwindigkeit von 150-160 km/h eigeplant.
Nach dem ersten Ladestopp, wieder an einem absolut furchtbaren Rasthof, habe ich mich dazu entschieden den Rest der Rückfahrt so zu fahren, als ob ich einen Verbrenner fahren würde. Also die Reisegeschwindigkeit zu wählen bei der sich der Wagen gut und zügig anfühlt.
Die Rückfahrt war nicht nur deutlich schneller sondern auch deutlich angenehmer. Der Premiumanspruch des e-tron wird erst ab Geschwindigkeiten von über 150 km/h deutlich. Eine Reisegeschwindigkeit von 180 km/h und mehr bei leerer Autobahn ist problemlos möglich. Bei hoher Geschwindigkeit fällt dann auch noch mal besonders auf wie gut der e-tron gegen Geräusche gedämmt ist und auch die Virtual Mirrors sorgen dafür, dass man nahezu keinen Fahrtwind bei hoher Geschwindigkeit wahrnimmt.
Eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 124 km/h am Ende ist ein hervorragender Wert (wäre da nicht die Ladezeit)
Erstes Fazit Elektroauto
Die Langstrecke im e-tron hat mir gezeigt, dass ich bisher bei Elektroautos dieser Klasse immer einen Denkfehler in der Vergangenheit gemacht hatte.
Es gibt keinen Grund langsam auf der Autobahn zu fahren. Ich fahre lieber normal, bin schneller vor Ort und Lade dafür etwas länger.
Bei 130 km/h auf der Autobahn ist es wahrscheinlich egal ob man in einem Tesla, Renault Zoe oder Audi sitzt, besonders viel von der Technik merkt man bei dieser Geschwindigkeit eher nicht.
In der Vergangenheit habe ich immer befürchtet, dass die Elektromobilität der Anfang vom Ende der freigegebenen Geschwindigkeit auf der Autobahn sei. Diese Sorge ist weg.
Ich persönlich finde es nicht angenehm das 20% der Reisezeit mit Pausen zu verbringen sind. Pausen sind gut und wichtig, aber ich mag es sie mir selbst einzuteilen und nicht vom Auto so vorgegeben zu bekommen.
Ich werde das ganze noch mal ausführlich bei Mobilegeeks zusammenfassen und dann auch noch mal die Daten des Audi A6 Diesel zum Vergleich heranziehen.